Agenda t30

Unser Greenwashing

Nachhaltige Lebensmittel produzieren.

Die Unternehmensgruppe Tönnies ist der größte Fleischverarbeiter in Deutschland und eines der größten Unternehmen der Fleischindustrie weltweit. Zu uns gehören 112 inländische und 45 ausländische Unternehmen. 2021 schlachteten wir in Deutschland fast 16 Millionen Schweine.

Wir sind ein Riesen-Konzern, mit einem Jahresumsatz von 6,2 Milliarden Euro (2021). Das verkauft sich jedoch nicht so gut, weshalb wir lieber von einem „Familienunternehmen“ sprechen und betonen, dass wir zum Mittelstand gehören.

Wir sind bekannt für ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und Tierquälerei, was uns tierisch gegen den Strich geht. Und dass die Fleischindustrie eine wichtige Ursache der Klimakrise ist, ist mittlerweile auch weithin bekannt. Das ist unbequem für uns. Daher haben wir uns nun ein paar Tricks ausgedacht, wie wir das Image unseres Konzerns aufbessern können. Greenwashing wie aus dem Bilderbuch.

Das Ergebnis: Unsere aufwändige Nachhaltigkeits-Agenda t30.

Hier geht‘s zu unserem Greenwashing.

Verzicht auf Soja aus dem Tropenwald

Unser Meilenstein

Im Jahr 2023 stammen bereits 78% des Eiweißfutters aus nachhaltigen Quellen. Spätestens Ende 2023 setzen wir bei der Fütterung der Schweine in Deutschland ausschließlich auf Soja aus entwaldungsfreier Herkunft.

Klingt gut, oder?

Aber psst: Wir sind keine Umwelt-Pionier:innen. Denn seit Juni 2023 gilt die neue EU-Verordnung, die die Einfuhr von Soja, für das Wälder gerodet werden, nach kurzer Übergangsfrist verbietet.

Unser Ziel

Zu 100% auf Soja aus Südamerika verzichten.

Gesetzlich verboten

Als „entwaldungsfrei“ gilt übrigens alles, was vor 2021 zerstört wurde (Verordnung 2023/111). Da der Sojahunger weltweit groß ist, brennen weiter Regenwälder. Wir kaufen rechnerisch von dort, wo die Zerstörung schon etwas zurück liegt und haben ein gutes Gewissen.

Reduktion von Nitrat in der Gülle

Unser Meilenstein

Im Jahr 2023 konnten wir eine Reduktion des Nitrat-Anteils um 28% im Vergleich zu 2005 bewirken. Dazu trägt unser TONISO-Fütterungskonzept bei. Bei diesem reduzieren Landwirte die Eiweißkomponenten im Futter. Durch diese Maßnahme wird die Gülle „dünner“ und der Nitrat-Anteil reduziert.

Was stimmt

Ein Schwein produziert in seinem kurzen, sechsmonatigen Leben als Masttier durchschnittlich 0,5 Kubikmeter Gülle.

Unser Ziel

Den Nitrat-Anteil in der Gülle um 30% reduzieren (ggü. dem Stand von 2005).

Am Ziel vorbei

Die Herausforderung lautet nicht, den Nitratgehalt pro Kubikmeter Gülle zu reduzieren, sondern die Masse der Gülle – und die extreme Konzentration auf wenige Tierhaltungsregionen. Denn dort gefährdet Nitrat das Grundwasser, Seen und Meere.

75% weniger Antibiotika?

Dieses Ziel hatten wir monatelang auf unserer t30-Agenda. Mittlerweile ist es verschwunden.

Unser Meilenstein

Im Jahr 2022 können wir bei Schweinen eine Antibiotika-Reduktion der Abgabemengen um 71% verzeichnen.

Cleverer Trick

Auch der Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung befeuert Antibiotikaresistenzen.Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor global tödlichen Folgen. Um unser Engagement ins richtige Licht zu setzen wählten wir als Vergleichsjahr 2014 – denn danach zwang das überarbeitete Tierarzneimittelgesetz die größeren Mastbetriebe, ihren Antibiotika-Einsatz zu dokumentieren.

Unser Ziel

Diese positive Tendenz wird gemeinsam mit unseren landwirtschaftlichen Partnern und der QS konsequent fortgesetzt, um unser Ziel einer Antibiotika-Reduktion um 75% in Zukunft zu erreichen.

Geschenkte Reduktion

Der Antibiotika-Einsatz sank danach deutlich – wir bekamen die ersten 71% quasi geschenkt. Wir reden nicht darüber, dass Schweine von allen Nutztieren am meisten Antibiotika bekommen.2023 wurden die Berichts-Regeln noch strenger. Gerade bei den Schweinen wollte die Reduktion nicht voran gehen. Reden wir nicht mehr drüber.

Tierwohl-Standards erhöhen

Unser Meilenstein

Im Jahr 2023 stammen bereits mehr als 70% der angelieferten deutschen Tiere aus übergesetzlichen Haltungsformen (2-4). Wir unterstützen Innovationen zum Um- und Neubau der neuen Haltungskonzepte und setzen uns für eine entsprechende Vermarktung ein. Wir werden diesen Weg konsequent fortsetzen.

„Über-gesetzlich“

– das klingt doch richtig gut, oder? Tatsächlich bedeutet Haltungsstufe 2 bei der Tierwohlinitiative des Handels 10% mehr Platz im Stall. Das nennen wir halt mal „übergesetzlich“. Bei einem Schwein von bis zu 110 kg heißt das, dass sich sein Lebensraum von 0,75qm auf 0,83 qm vergrößert. Juhu, zwei Papiertaschentücher mehr Platz!

Unser Ziel

70% der angelieferten Tiere (auch aus dem Ausland) sollen aus übergesetzlichen Haltungsformen (2-4) stammen.

Was stimmt wirklich?

Wir schrieben zwar im März 2023 noch in unserer t30-Agenda, dass „2022 schon über 50% [der Tiere] aus mind. Stufe 2“ kamen, auf unserer direkt von dort verlinkten Hintergrundseite hieß es aber: „12,1 % der Tiere stammten aus Stufe 2 und mehr.“

70% weniger Plastik im Bereich Convenience

Unser Meilenstein

Im Jahr 2023 haben wir in unserem Geschäftsbereich Convenience im Vergleich zu 2017 21% weniger erdölbasierte Kunststoffverpackungen im gesamten Verpackungsmaterial verwendet. Mit der Einführung der Flow-Pack-Verpackung für einen Großteil des SB-Sortiments können massive weitere Reduktionsschritte umgesetzt werden.

Mehr wird zu weniger?

Natürlich gehen wir mit der Zeit. Die superaufwändigen Plastikverpackungen sind in Verruf geraten. Wir haben zwischen 1990 und 2019 fröhlich mitgesteigert: Das Gesamtaufkommen an Plastikverpackungen in Deutschland verdoppelte sich in dieser Zeit.

Unser Ziel

Mit der Einführung der Flow-Pack-Verpackung für einen Großteil des SB-Sortiments können massive weitere Reduktionsschritte umgesetzt werden.

Weniger Plastik per Gesetz

Seit dem 1. Juli 2022 müssen Hersteller ihre Verpackungen anmelden und zeigen, dass sie Plastik und co reduzieren. Wir tun das also. Dass sich die Umweltbelastung von „Einmalverpackungen“ auch durch„nachhaltige“ Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen nicht wirklich auflösen lässt, macht sich nicht so gut, deshalb sagen wir das nicht.

50% weniger CO2-Ausstoß durch LKW*

*im Straßentransport zu den 3 Schlachthöfen Sögel, Rheda-Wiedenbrück und Weißenfels bis 2030 (2022 schon -22%; explizit „ohne Container“)

Unser Meilenstein

Im Jahr 2023 haben wir im Vergleich zu 2015 34% weniger CO2– Emissionen im Bereich Straßentransport (ohne Container) für unsere Hauptstandorte (Rheda- Wiedenbrück, Sögel und Weißenfels) je Tour ausgestoßen.

3 aus 19

Klingt chick, oder? Wir reden allerdings nur von drei Standorten von 19 allein in Deutschland, über die in acht weiteren Ländern sagen wir nix.

Unser Ziel

50% weniger CO2-Emissionen im Bereich Straßentransport (ohne Container) für unsere Hauptstandorte (Rheda-Wiedenbrück, Sögel und Weißenfels) je Tour (ggü. dem Stand von 2015).

Wir verschmutzen ab jetzt Spanien, versprochen!

Am Standort Weißenfels in Sachsen-Anhalt war das Ziel besonders einfach erreicht: Wir haben 2023 dort den Exportbereich dicht gemacht. Weniger CO2 aus LKW ist garantiert. Wir planen lieber einen neuen Megaschlachthof in Spanien.

90% Strommix aus erneuerbaren Energien*

*bis Ende 2030 nur in den Tönnieswerken

Unser Meilenstein

Im Jahr 2023 wurden in den Tönnies-Produktionsbetrieben 64% des Strommixes aus erneuerbaren Energien gewonnen.

Mehr oder weniger?

Alle lieben erneuerbare Energien. Wir auch. Was wir nicht lieben ist eine neue Studie aus den USA, die für 2016-2018 eine Steigerung des CO2-Ausstoßes von Tönnies dokumentiert. Wir haben demzufolge mehr Gesamt-emissionen als Estland und Malta zusammen.

Unser Ziel

90% des Strommixes in den Tönnies- Produktionsbetrieben aus erneuerbaren Energien gewinnen.

Nicht zu Schweinchen mitzählen

Diese Studie nervt uns, denn es wurden Emissionen durch Transportwege, die Futtermittel und die Tiere selbst eingerechnet. In der Klimaforschung heißen diese Scope 3 Emissionen. Darauf haben wir wirklich keinen Einfluss.

Wohnraum für Mitarbeitende

Unser Meilenstein

Insgesamt haben wir den vergangenen Jahren Wohnplätze für alle interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach fest definierten Standards geschaffen. Aktuell verantworten wir einen Bestand von gut 4500 Plätzen. Dazu hat die Tönnies-Gruppe inzwischen einen hohen zweistelligen Millionenbetrag investiert.

Wir geloben Besserung…

Tja, das war nicht mehr anders möglich. Als Corona 2020 an unseren Standorten tausende Beschäftigte erwischte, gab es zu viele hässliche Bilder. Wir ändern was – und sind froh, wenn niemand fragt, ob wir etwas abgeben, von den Milliarden, die wir auf dem Rücken der ärmsten Beschäftigten gemacht haben.

Unser Ziel

Langfristig allen interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Wohnraum nach einem fest definierten Standard zur Verfügung stellen.

Leben wie ein Millionär

Jetzt muss man schon genauer hingucken, um zu sehen, wo die Bedingungen immer noch unmöglich sind. Definierte Standards klingt gut, kein eigenes Zimmer pro Arbeiter:in und im Durchschnitt ein Badezimmer für sechs Menschen eher weniger.

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Tönnies Greenwashing aufgedeckt!